Friedensgespräche auf der ITB

Tourismus schafft Frieden durch Begegnung, gemeinsames Dazulernen und eine umfassende Deckung von Grundbedürfnissen in betreffenden Gesellschaften. 2023 hat in Berlin nur Russland gefehlt, «blockiert durch Sanktionen». Russland stand immer gegenüber den Amerikanern.

In Halle 27 haben sind nun Armenien und Aserbaidschan mit ihren Messeständen in der gleichen Halle platziert worden. Hier beschreibe ich kurz meinen Versuch, mit meinem Friedensbeitrag beizusteuern.

Szene 1
Ich bitte am Stand von Aserbaidschan um eine Flasche Wein für Armenien. Aserbaidschan als islamisches Land liebt Wein, ebenso wie die Armenier. Die Bitte wird verwehrt, ich werde schief angeschaut, untereinander wird debattiert. Am Nachbarstand Tschechien kann ich zumindest ein Bier für Armenien holen. Die Armenier mögen Wein lieber, doch nach langer Suche findet sich ein Biertrinker unter den Armeniern ein. «Friedensverhandlungen in Tschechien?»

Szene 2
In der Halle findet sich eine Bloggerecke. Ich fordere die jungen Leute auf, sich für den Frieden einzusetzen. Ein junger Mann aus Ghana zeigt sich interessiert. Ich habe ihm die Geschichte um mein Friedensanliegen erzählt und ihn auf WhatsApp mit meinen Kontakten in Ghana verbunden. Er äußert sich über mein Projekt beeindruckt und beabsichtigt, dazu zu posten. «Peace, that’s we need.»

Szene 3
Ich möchte den Ständen Aserbaidschan und Armenien je eine Flasche Wein bringen. «Hier bietet sich die Schweiz als neutraler Vermittler an.» Sie übergeben mir spontan zwei Flaschen von ihrem besten Wein, ich bringe alles den «Streithähnen». Georgien, Slowenien und Bulgaren verschenken nichts, sie beabsichtigen, durch die Messe lediglich Geld zu verdienen. Polen bietet Äpfel und Brillenputztücher an, auch davon überbringe ich etwas den zwei besagten Ständen. Am Ende reicht Deutschland für jene Armenier und Aserbaidschaner zwei Flaschen Orangensaft, die keinen Alkohol trinken. 

Fazit
Die Friedensaktion hat mir Spaß bereitet. Interessant, niemand hat zwar die Aktion aktiv mitgestalten mögen. Nach deren Überzeugung; Krieg sei Politik, habe nichts mit Tourismus zu tun. Anderseits verstehe ich sie auch, es ist ein weites Thema. Doch wer reist schon gern in kriegsführende Länder?

Sollte ich die Aktion 2024 wiederholen, dies mit der Absicht, die Messe darauf einzustimmen, sich in eine Art «Friedensengel» zu wandeln? Natürlich nicht ich alleine, denn was meint wohl eine ITB dazu?

Ich entscheide mich nun dafür: Ja, ich möchte auch 2024 eine Art Friedensengel spielen. Nur 2024 sollte auch Russland zur Messe eingeladen werden. Auch der Iran könnte zugunsten des Friedens in Berlin teilnehmen.

Meiner Schätzung nach sollten wir auch im Tourismus «Frieden» thematisieren. Möglicherweise durch weniger Aktionismus, dafür mehr mittels Gespräche; zumindest auf Messe sollten wir doch über Frieden sprechen. Was denken Sie darüber?

Nur mit Frieden blüht Tourismus

Vortrag Tourismusbehörde von der Länderbeauftragten

Armenien ist für viele Europäer ein beliebtes Reiseziel. Nur wenige besuchen im Anschluss noch Aserbaidschan. Man muss hierzu den Weg über Georgien wahrnehmen. Zwischen Tiflis und Baku verkehrt ein Nachtzug, was durchaus ein Reisehöhepunkt ausmachen kann. Dennoch sind offene Grenzen die bessere Option. Denn Tourismus kann wachsende Verständigung und besseres Verständnis schaffen.

Zwischen Armenien und Aserbaidschan herrscht Krieg. Die Nationalisten auf beiden Seiten sind zu stark. Im Schatten des Ukrainekriegs schafft sich Aserbaidschan eine Landverbindung zur Enklave Nachitschewan. Sollte das Armenien hinnehmen? Die internationale Staatengemeinschaft schweigt.

Aserbaidschan beabsichtigt, sich im Tourismus zu etablieren. Ich habe dazu die Roadshow in Zürich besucht und mit folgenden Teilnehmern gesprochen, alle aus Baku;

  • Sabina Baghirova, GWTZ
  • Vusal Hajiyev, Victory Tour
  • Elchin Kadyrow, AG-Travel
  • Emil Nasibov, Enctours
  • Kadira Nasirova, Azerbaijan, Tourism Board.

Von der Organisation wünsche ich mir typisch aserbaidschanisches Essen. Eine Flasche Wein habe ich mir öffnen lassen, es haben das wunderbare Obst und die Nüsse gefehlt.

«Warum werden keine Unterlagen mitgegeben? Schließlich opfern die Teilnehmer solcher Veranstaltungen ihre Zeit und zahlen für die Anreise. Nett wäre doch auch ein Training für die Aussteller, davon habe ich nichts gemerkt. Die PR-Agentur «Lieb Management» hat meine Vermutung bestätigt. Zählt hier vorwiegend statt <<Sein der Schein>>?»

Ich habe ein paar Fragen dazu gestellt, die Problematik mit dem Krieg angesprochen und erläutert, wie wichtig Frieden im Tourismus sei. Schon längst erkannten das die von mir angesprochenen Touristiker, die für diesen Krieg Verantwortlichen eher nicht.

Mandate werden oft anhand Beziehungen vergeben statt nach einem Leistungsprinzip. Ein Punkt, an dem Tourismus erkranken könnte. Während sich Touristiker engagieren, werden offensichtlich auch nach reinem Prestige ordentliche Posten und Gelder vergeben; so jedenfalls meine Erfahrung.

Nach der Veranstaltung habe ich zu meinen Liedern eingeladen und eine Zurückweisung erhalten. Wahrscheinlich stehe ich jetzt auf einer schwarzen Liste.

Zu Aserbaidschan bestehen Reisewarnungen. Wer denkt, Frieden schadet dem Geschäft, versteht Tourismus nicht. Denn wenn schon in einem Land nicht der Tourismus essenziell ist, dann ergeben wenigstens wirtschaftlich und politisch positive Beziehungen mit dem Rest der Welt einen wesentlichen Anteil für das Wohlergehen dieses Landes.
Wir sollten uns in der Schweiz zutrauen, über das Thema zu diskutieren. 

Ich halte Tourismus für ein Frieden-stiftendes Element. Der Direktor von «Azerbaijan Tourismus Deutschland», hat mir nicht seinen Namen genannt, als er mich repassiert hat. Auch «Lieb Management» versteht meiner Meinung nach wenig von PR. Beide sind augenscheinlich Fehlbesetzungen. 

Hierzu aber auch eine Dokumentation mit Menschen aus der Konfliktzone des Kaukasus;
Dokumentation von SRF1, dem Schweizer Fernsehen

Von einer friedlichen Lösung steht man nun, auch ein Jahr später, weit entfernt. Die Menschen werden ausgehungert und vertrieben, die Mächtigen hofiert, die Welt sieht zu. Als Touristiker muss ich nun unweigerlich an die Zukunft denken.

Nur eine Lösung fällt mir dazu ein, «Frieden durch Begegnung». Aserbaidschan sollte eine Lösung mit Armenien finden und die Wunden des Konfliktes heilen. Wer weiss das schon nicht? Aber mir geht das wie andern sehr nahe. Aktiv suche ich deshalb nach Wegen; das auch, weil ich schon erlebte, mich nicht machtlos fühlen zu müssen.

Transfer auf dem Flughafen von Baku

Ich reiste 2016 in den Iran, – von Moskau via Baku nach Teheran. Auf dem Flughafen war ich Transfer-Gast und fühlte mich während der langen Wartezeit wohl. Der Flughafen ist modern ausgestattet, und ich konnte viele Gespräche führen.

Damals wartete ich mit einem Lied auf. Wobei es meinen ganzen Mut brauchte, obwohl der Botschafter mir versicherte, ich sei im Iran sicher. Wenn ich mit meiner Gitarre Lieder spiele, so sei das erlaubt. In der Tat war es so.

Die Flugzeuge waren voll gewesen, es fanden sich kaum Transitreisende in Baku vor. Somit präsentierte sich der Flughafen relativ leer. Er besaß keinen separaten Transit-Bereich. Ich konnte natürlich nicht hinaus ins umliegende Gelände. «Doch halb so schlimm.» Ich erinnere mich gerne an die schönen Pavillons und den Blick auf die Stadt.

Gespannt bin ich, ob ich Baku einmal erleben kann! Wobei das Land viel spannender für den Tourismus als Iran ist.